Bericht über die Frühjahrsversammlung am 17. Mai 2025 in Düsseldorf


Der Vorsitzende Dr. Norbert Schloßmacher begrüßte 33 Mitglieder, insbesondere den Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Leo Peters, zur Frühjahresversammlung im Andreassaal des Dominikanerklosters. Er bedankte sich bei P. Dr. Elias Füllenbach OP für Gastfreundschaft und Unterstützung. Der Vorsitzende stellte fest, dass form- und fristgerecht eingeladen wurde und die Versammlung beschlussfähig ist.

Dr. Schloßmacher bedankte sich bei den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für die gute und langjährige Zusammenarbeit: Dr. Paul Schrömbges (stv. Vorsitzender), Dr. Wolfgang Schaffer (stv. Schriftführer), Dr. Gisela Fleckenstein und Dr. Klaus Keywan Münster. Er entschuldigte die erkrankte Geschäftsführerin Susanne Schmitz, die zum 31. März 2025 auf eigenen Wunsch ausgeschieden war, und wies darauf hin, dass der Vorstand mit Frau Kathrin Ziegelmayer-Thull eine neue Geschäftsführerin gewinnen konnte. Sie ist Mitarbeiterin im Historischen Archiv des Erzbistums Köln.

Dr. Schloßmacher gedachte der im letzten Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder: Prof. Dr. Günther Buhlmann, Mitglied seit 1993 (April 2024) Heinz-Josef Hoppe, Mitglied seit 1997 (Juli 2024) Guido Ringel, Mitglied seit 2000 (Jan. 2025) Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen.

Schatzmeister Dr. Ulrich Helbach stellte den Rechenschaftsbericht zu den Finanzen und der Mitgliederzahl des Vereins vor: die Einnahmen betrugen im Jahr 2024 16.630 €, die Ausgaben 15.927 €. Der aktuelle Kassenstand beläuft sich auf 25.811 €. Die Mitgliederzahl des Vereins ist stabil, derzeit 338 persönliche und 128 institutionelle, insgesamt 466 Mitglieder. Die Kassenprüfer teilten schriftlich mit, dass bei der Prüfung keine Beanstandungen festgestellt werden konnten. Für Dr. Gregor Hannapel (Kassenprüfer) wird der Vorstand eine Nachfolge benennen. Die Versammlung erteilte dem Vorstand einstimmig Entlastung.

Dr. Schloßmacher berichtete von der Arbeit des Vereins: Im vergangenen Jahr haben drei Vorstandssitzungen im Historischen Archiv des Erzbistums Köln stattgefunden. Die von Prof. Dr. Stieldorf vorbereitete Online-Tagung ‚Neues vom Niederrhein‘ am 8. Februar war ein Erfolg; ein weitere Online-Veranstaltung wird am 15. November stattfinden. Die jüngste Ausgabe der Annalen (227/2024) wurde von Prof. Dr. Stieldorf und Dr. Schaffer betreut und dürfe als inhaltlich und optisch gelungene Ausgabe bezeichnet werden. Die Herbsttagung werde am 18. Oktober 2025 in Jülich stattfinden. Dr. Münster stellte die in Vorbereitung befindliche Neuausgabe der Homepage des Vereins vor, die bis zur Herbstversammlung fertig gestellt sein soll und mit Zustimmung zur Kenntnis genommen wurde.

Prof. Dr. Peters übernahm die Versammlungsleitung zur Neuwahl des Vorstandes. Die neu kandidierenden Vorstandsmitglieder stellten sich kurz vor. Der neue Vorstand wurde für drei Jahre einstimmig gewählt: Dr. Norbert Schloßmacher (Vors.), Prof. Dr. Andrea Stieldorf (Schriftleiterin), Dr. Ulrich Helbach (Schatzmeister), Dr. Manuel Hagemann (stv. Schriftleitung), Prof. Dr. Michael Rohrschneider, Dr. Ina Germes-Dohmen, Dr. Yvonne Bergerfurth, Dr. Stephen Schröder, Guido von Büren. Die Gewählten nahmen die Wahl an.

Den ersten Vortrag des Tages hielt Frau Dr. Ulrike Spengler-Reffgen zum Thema: ‚Düsseldorf im Juni 1585. Eine Hochzeit und die Inszenierung von Rang und Anspruch des Hauses Jülich-Kleve-Berg‘. Spengler-Reffgen stellte in ihrem Referat ausführlich die 1587 in Köln erschienene Schrift von ‚Dietrich Graminäus: Beschreibung derer Fürstlicher Gülicher ec. Hochzeit‘ und die als Buchillustration dienenden Kupferstiche von Frans Hogenberg vor. Graminäus, Lehrer von Herzog Johann Wilhelm, hatte die pompöse Hochzeitsfeier maßgeblich vorbereitet, die während des Truchsessischen Krieges – fast zeitgleich am 9. Mai 1585 hatte Graf Adolf von Moers Neuss erobert - in der Residenzstadt Düsseldorf stattfand. Am 14. September 1584 hatte sich Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg mit Markgräfin Jakobe von Baden-Baden verlobt. Die Eheschließung kam aufgrund reichspolitischer Erwägungen der katholischen Seite zur Machtsicherung am Niederrhein zustande. Binnen weniger Monate fanden die Vorbereitungen zu den mehrtägigen Feierlichkeiten mit rund 1.500 Gästen statt, die am 16. Juni 1585 begannen und eine erhebliche Verschuldung des Fürstentums zur Folge hatte. Die Inszenierung setzte, an familiale Vorbilder anknüpfend, eigene Akzente. Die Eheschließung fand am 16. Juni in der Schlosskapelle der Düsseldorfer Residenz statt, mit anschließendem Bankett, Tanz, mit Schautafeln und einem Fackeltanz. An drei Abenden wurden Feuerwerkpantomimen mit klassischen Motiven auf dem Rhein abgehalten. Am 17. Juni nahmen die vermählten Geschenke in Empfang und lobten für den Folgetag ein Turnier mit Ringreiten für Mitglieder des Adels aus. 28 Ahnentafeln der 66 Teilnehmer sind erhalten. Auf dem Turnierplatz in Pempelfort wurde ein Hügel aufgeworfen und eine opernähnliche Aufführung zu ‚Orpheus und Amphion‘ als Bezähmer wilder Tiere abgehalten. Spengler-Reffgen stellte ausführlich die Stiche von Frans Hogenberg vor. Dabei kamen die allegorischen und antiprotestantischen Inszenierungen der Feiertage ebenso zur Sprache wie die neun Tugendschilder, die beim Einzug auf das Turnierfeld gezeigt wurden. In der anschließenden Aussprache wurde die repräsentative Funktion der Veröffentlichung von Graminäus diskutiert, von der weder Auflagenhöhe noch Verteiler bekannt sind. Anzunehmen ist, dass die fürstliche Familie mit der aufwendigen Publikation die Deutungshoheit über die Eheschließung in Düsseldorf zum Ausdruck bringen wollte.

Im zweiten Vortrag referierte Prof. Dr. Hiram Kümper, Inhaber des Carl-Theodor-Lehrstuhls an der Universität Mannheim, zum Thema: ‚Carl Theodor am Niederrhein. Rückschau auf das Jubiläumsjahr und Desiderata für die Zukunft‘. Kümper stellte die Feierlichkeiten in Mannheim 2024 anlässlich des 300. Geburtstages Carl Theodors (1724-1799) vor und entwickelte daran anknüpfend die besondere Problematik eines Fürsten über sieben Länder (u.a. Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg und seit 1777 Kurfürst von Bayern) und der daraus erwachsenden Desiderata der Forschung. Die aktuelle Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim gebe einen Einblick in das Wirken eines innovativen, kultur- und wissenschaftsaffinen Fürsten. Auch die Tagung auf Schloss Benrath im September 2024 habe sich der Herrschaftspraxis Carl Theodors als ‚Herr der 7 Länder‘ gewidmet. Kümper verwies auf die vergleichsweise geringe Würdigung Carl Theodors in der politischen und gesellschaftlichen Rezeptionsgeschichte, die auch auf die spezifische Herrschaftssituation zurückzuführen sei. Carl Theodor habe sich reichspolitisch auf diplomatische Aktivitäten beschränkt, weshalb Friedrich II. von Preußen ihn ‚einen faulen Kerl und Glücksschwein‘ tituliert habe (woran eine 2016 vor dem Schloss in Schwetzingen aufgestellte Skulptur erinnert). Für die Forschung ergebe sich aus Herrscherbiographie eine weite Verstreuung der Archivalien in den Residenzstädten Carl Theodors, die dazu führe, dass bedeutende Archivalien nicht erschlossen und publiziert und die wechselseitigen Vernetzungen der Politik des Fürsten in seinen Territorien oftmals nicht hinreichend gewürdigt würden. So habe der Kurfürst 1760 verfügt, dass in der Pfalz bevorzugt Juristen von der Universität Heidelberg in die Beamtenlaufbahnen berufen werden. 1779 gründete Carl Theodor dem entsprechend eine Juristenschule in Düsseldorf für das Herzogtum Berg. Carl Theodor darf mit der ordnungspolitischen Entwicklung seiner Territorien im 18. Jahrhundert als führend bezeichnet werden. Als Beispiel eines noch nicht erschlossenen und publizierten Bestandes führte Kümper das erhaltene Konvolut der Briefe des kursächsischen Geschäftsträgers am Hofe Carl Theodors Andreas Riaucour (1722-1794, seit 1748 in Mannheim, seit 1754 Reichsgraf) an den Hof in Dresden an. Carl Theodor habe sich zahlreicher Entrepreneurs bedient, um die wirtschaftliche Prosperität zu fördern. Dabei habe er in seinen Territorien spezifische Maßnahmen ergriffen. Die Gründung der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft 1769 in Kaiserslautern sollte insbesondere die Landwirtschaft fördern, die Gründung der Porzellanmanufaktur 1755 in Frankenthal die gewerbliche Wirtschaft der Pfalz. Im Herzogtum Berg förderte Carl Theodor besonders die Genese der Textil- und Drahtwirtschaft, die u.a. vom Rheinvertrag von 1768 und der Aufhebung des Retraktenrechtes 1779 profitierte. Authentische Selbstäußerungen Carl Theodors seien dagegen kaum bekannt, auch ein Desiderat, dem man sich widmen könne.

Nach einem guten Mittagessen im Brauhaus 'Zum goldenen Kessel‘ schloss sich eine Führung von P. Dr. Elias Füllenbach OP durch die als Jesuitenkirche 1629 fertiggestellte Andreaskirche an, die zahlreiche Hinweisen auf die Entstehungszeit der ehemaligen Hofkirche und des Jesuitenkollegs gab. In der Ausgestaltung der Kirche – der Orgelprospekt wurde 1782 von Carl Theodor gestiftet, der fast vollständig erhaltene Stuck musste nach der ersten Ausführung auf Wunsch des Bauherrn nochmals angepasst werden – und der Grablege des bergischen Herrscherhauses im Mausoleum sind die Vernetzungen von Herrscherhaus und Kirchengestaltung bis heute sichtbar.

Bei einer Tasse Kaffee ging die von sonnigem Wetter begleitete Frühjahrstagung zu Ende.

Paul Schrömbges

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