Bericht über die Herbstversammlung in Jülich am 18.10.2025

Der Vorsitzende Dr. Norbert Schloßmacher begrüßte die angereisten Vereinsmitglieder und zahlreiche Gäste in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich und bedankte sich herzlich bei Guido von Büren vom Museum Zitadelle Jülich und beim Jülicher Geschichtsverein für die hervorragende Vorbereitung der Herbsttagung. Dr. Ulrich Helbach informierte, dass es seit dem Frühjahr keine wesentlichen Veränderungen hinsichtlich Finanzen und Mitglieder gegeben habe. Frau Kathrin Ziegelmayer-Thull wurde als neue Geschäftsführerin vorgestellt.

Katharina Stuhldreher aus Bonn präsentierte Ergebnisse ihrer Masterarbeit in ihrem Vortrag „Die Friedensverhandlungen zu Kleve 1666. Eine Schimäre unterschiedlicher diplomatischer Sphären?“. Sie stellte zunächst zwei unterschiedlichen Formen der Diplomatie in ihrer Idealform vor , und zwar die ständige einerseits wie auch die anlassbezogene andererseits, und ordnete sie im Kontext diplomatischer Gepflogenheiten des 17. Jahrhunderts ein. Dann schilderte Stuhldreher die Umstände, die zu den Friedensverhandlungen zwangen: Christof Bernhard von Galen, Fürstbischof von Münster, war 1665 ein Bündnis mit dem englischen König Karl II. eingegangen, der Verbündete im Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg gesucht hatte. Von Galen versuchte die Herrschaft Borkeloh zu erobern und konnte auch erste Erfolge verbuchen, bevor eine französische und brandenburgische Intervention ihn stoppten und zu Verhandlungen zwangen. Stuhldreher stellte die in Kleve stattfindenden Friedensverhandlungen in groben Zügen vor: die Diplomaten und die Herrscher, die sie vertraten, Zeremoniell, Hindernisse etc. Sie konnte mit ihrer Erkenntnis überzeugen, dass in Kleve statt der zu erwartenden idealtypischen Formen einer anlassbezogenen und temporären Diplomatie tatsächlich Mischformen verschiedener diplomatischer Instrumente erfolgreich angewendet wurden.

Guido von Büren, unter anderem Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins und Experte der Geschichte Jülichs, berichtete bildreich von den rheinischen Jahrtausendfeiern 1925 in den Landkreisen Düren und Jülich. Dieselben waren eigentlich ein großstädtisches Phänomen, insbesondere der Kölner Oberbürgermeister Adenauer hatte das Potenzial der Feiern entdeckt und Zehntausende Besucher in die Jahrtausendausstellung in der Kölner Messe gelockt. Obgleich das historische Datum, 925 wurde Lotharingien dem ostfränkischen Reich zugeschlagen, doch ziemlich "dünn" und insbesondere bei Sozialdemokraten und Kommunisten umstritten war. Von Büren bettete die Darstellung in die zeitpolitischen Umstände: der verlorene Erste Weltkrieg, Besetzung des Rheinlands durch französische, belgische und britische Truppen, Hyperinflation und die dadurch bedingte Vernichtung von Sparguthaben einerseits, aber auch Schulden andererseits. Erst die Schuldenfreiheit ermöglichte den Städten überhaupt die Ausrichtung der Jahrtausendfeierlichkeiten. Die Veranstaltungen in Jülich und Düren waren selbstverständlich erheblich bescheidener: Umzüge, Sportveranstaltungen, Konzerte sowie eine regionalgeschichtliche Ausstellung. Für letzteres sorgten die bestens vernetzten städtischen Honoratioren, die die Kirchen, Adelshäuser und Sammlungen der Gegend „plünderten“.

Nach einem stärkenden Mittagessen präsentierte Guido von Büren die neu erarbeitete Virtualisierung der historischen Entwicklung von Stadt und Zitadelle Jülich, mit einem Schwerpunkt auf dem renaissancezeitlichen Zustand des Schlosses vor Barockisierung und Zerstörung. Der Film wird in die ständige Ausstellung integriert und demnächst auch auf youtube hochgeladen werden. Eine ältere Version ist abrufbar.

Anschließend führte er durch die Zitadelle, erklärte einige Highlights der Dauerausstellung und erläuterte die Herausforderungen, die durch die vom Braunkohletagebau verursachte Absackung des Bodens verursacht werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten nachmittags dann noch bei einer gemütlichen Tasse Kaffee auf den informativen und abwechslungsreichen Tag zurückschauen.

Yvonne Bergerfurth


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