Herbstversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Nimwegen/NL am 13. Oktober 1999
Für manches Mitglied des Vereins war es zunächst erstaunlich, dass der Vorstand zu einer Versammlung in die Niederlande einlud. Aber so außergewöhnlich war das nicht. Nimwegen oder auch niederländisch Nijmegen gehörte zur ehemaligen Erzdiözese Köln, dessen Erforschung als Aufgabe des Vereins schon im Namen (Historischer Verein für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln) seit seiner Gründung vor fast 150 Jahren im Mittelpunkt steht. Nimwegen gehörte zum Dekanat zwischen Waal und Maas und seine Lateinschule stand in Beziehung zum Kölner Kanonikerstift St. Aposteln.
Trotz der größeren Entfernung zum Tagungsort hatten sich etwa 50 Mitglieder eingefunden, die dem Vortrag von Drs. Bert Thissen aus Nimwegen, der heute das Stadtarchiv in Kleve leitet, folgten. Unter Berücksichtigung der neuen archäologischen Ergebnisse referierte er über Nimwegen im Hochmittelalter. Er machte deutlich, dass der Ort eine wichtige karolingische Kaiserpfalz wie Aachen und Ingelheim gewesen ist und es dort schon vorab eine Merowingerpfalz gegeben hat. Der Referent, der perfekt deutsch spricht, wies die einzelnen Schritte nach, die zur Stadtwerdung Nimwegens führten. Der Ausgang war das Waalufer, wo eine Siedlung am Fluß schon zu Römerzeiten nachweisbar ist. Ab dem 12. Jahrhundert wurde Nimwegen zu einem zentralen Ort für Handel und Wirtschaft. So war es nur konsequent, dass 1230 Nimwegen Stadtrecht erhielt.
Nach dem Vortrag im Rathaus wurde dort ein Lunch eingenommen und anschließend die Stadt besichtigt, was einen Besuch der Barbarossaruine und der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Nikolauskapelle einschloß. Es führte sehr engagiert Herrman de Heiden, dessen Begeisterung ansteckend wirkte. Anschließend trafen sich die Teilnehmer in der Stephanskirche (Groote Kerk), deren Bau 1254 nach Abriß der Vorgängerkirche begonnen wurde und sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hinzog. Zu Ende des 16. Jahrhunderts ging die Kirche endgültig in den Besitz der Reformierten über.1944 wurde sie stark zerstört und bis 1976 wieder aufgebaut. Heute ist sie einer Stiftung übereignet und wird von der ökumenischen Stadtseelsorge genutzt, so dass dort Gottesdienste der verschiedenen christlichen Konfessionen gehalten werden. Freiwillige sorgen dafür, dass die Kirche an den Nachmittagen und am Wochenende geöffnet ist und übernehmen Führungen, über deren Qualität die Teilnehmer sich überzeugen konnten. Diese bemerkenswerte Bürgerinitiative sollte, so meinen viele, auch anderswo Nachahmer finden.
Wolfgang Löhr
Mönchengladbach