Herbstversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Oedt am 15. Oktober 2003

Der Tagungsort Grefrath-Oedt wurde bei dieser Herbstversammlung zum ersten Mal vom Historischen Verein aufgesucht. Diese Tatsache erklärt sich wohl aus der nicht gerade überwältigend großen Bedeutung, die Burg, Herrschaft, Amt und Freiheit Oedt in der Geschichte des nördlichen Rheinlandes gespielt haben. Die Zahl der Teilnehmer war mit ca. 110 bezeichnenderweise doppelt so hoch wie bei der Frühjahrsversammlung des gleichen Jahres in Remagen. Die Mitglieder des Historischen Vereins schätzen eben zunehmend weniger bekannte und lieben (teilweise!) sogar abgelegene Orte, die nicht jedem historisch interessierten Rheinländer schon wohl vertraut sind. Dies bedeutet nämlich, dass die dort stattfindenden Besichtigungen, die für individuell anreisende Besucher oft gar nicht möglich sind, der Mehrzahl der Teilnehmer wirklich neue Erkenntnisse und Erfahrungen vermitteln.

Tagungsort war die Albert-Mooren-Halle in Oedt. Es fanden zwei Vorträge statt, die beide von ehemaligen Vorstandsmitgliedern gehalten wurden. Dr. Wolfgang Löhr sprach über das Thema „Der Jüngling im Kessel. Die Verehrung des hl. Vitus am Niederrhein“. Selbstverständlich stand im Mittelpunkt dieses sehr interessanten Vortrages des ehemaligen Stadtarchivdirektors von Mönchengladbach natürlich das Zentrum der niederrheinischenVitus-Verehrung, die Abtei Gladbach. Es gelang dem Vortragenden, die Unabhängigkeit des rheinischen Kultes von dem in Oberdeutschland und Österreich verbreiteten St.-Veit-Kult in aller Deutlichkeit darzustellen.

Prof. Dr. Wilhelm Janssen referierte über die Burg von Oedt, die „Burg Uda“. Dieser Vortrag stellte ein Glanzstück landesgeschichtlicher Forschung dar und war dennoch für jedermann verständlich. Professor Janssen stellte am Beispiel dieser Burg des 14. Jahrhunderts, deren alter Zustand durch die Ausgrabungen von1961 wohl bekannt ist und die ursprünglich von einer klevischen Seitenlinie errichtet wurde, idealtypisch die Geschichte einer (seit 1349) erzstiftisch-kölnischen Landesburg dar, die im 16. Jahrhundert mit großen Aufwand restauriert und in etwa den damaligen Zeitverhältnissen angepasst wurde. Dem Vortrag folgte eine Besichtigung der erhaltenen Reste dieser Burg.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurde die Ausstellung über die Familie Mooren im Grefrather Rathaus besucht. Dieser Familie gehörte der Pfarrer Joseph Hubert Mooren an, der von 1854 bis 1881 der erste Vorsitzende („Präsident“) des Historischen Vereins für den Niederrhein war. Im Anschluß daran wurde auf Einladung des Kreises Viersen (bei freiem Eintritt) das Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg besichtigt. Die Führung übernahm der Vorsitzende unseres Historischen Vereins Dr. Peters, der die Einladung vermittelt hatte. Die Besichtigung löste ohne jede Übertreibung Begeisterung aus, vor allem (aber nicht ausschließlich) bei den älteren Vereinsmitgliedern, die sich noch an den praktischen Gebrauch vieler dort ausgestellter Gerätschaften erinnern konnten. Den Abschluß der sehr gelungenen Tagung bildete traditionell eine gemeinsame Kaffeetafel. Daß zu dieser – wie in alten Zeiten – von der Gemeinde des Tagungsortes, also hier von Bürgermeister und Rat von Grefrath, eingeladen wurde, fand allgemein (nicht ohne eine gewisse verständliche Nostalgie) dankbare Zustimmung.

 

Heinz Finger

Köln

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