150-Jahr-Feier des Historischen Vereins für den Niederrhein in Köln in der Diozesan- und Dombibliothek am 02. Oktober 2004

Die Herbstversammlung des Jahres 2004 war gleichzeitig Festakt zum 150. Jahrestag der Vereinsgründung. Diese fand am 17. Mai 1854 statt, also hätte sich auch die Frühjahrstagung, die konkret am 15. Mai 2004 stattgefunden hat, als Datum der Feier angeboten. Der Vorstand entschied anders, und wohl aus gutem Grund. Sowohl die 50-Jahr-Feier wie auch die 100-Jahr-Feier waren auf Herbstversammlungen begangen worden, wobei wohl die Hoffnung maßgeblich war, höhere Teilnehmerzahlen zu erreichen. Als Ort der Versammlung kam 2004 nur Köln in Frage. Dort ist die Vereinsgründung erfolgt, und dort wurden das 100jährige und das 125jährige Bestehen gefeiert. Tagungsraum war 2004 der große Lesesaal der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek, in deren Foyer anlässlich der 150-Jahr-Feier einer Sonderausstellung dieser Bibliothek über Anton Josef Binterim (gest. 17.05.1805), den „Geistigen Vater“ unseres Vereins, gezeigt wurde.

Die Jubiläumsversammlung begann mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden Prof. Dr. Leo Peters. Es konnten 20 Ehrengäste aus Kirche, Politik und Wissenschaft begrüßt werden. Unter ihnen sei der Vorsitzende des „Schwestervereins“, des Bergischen Geschichtsvereins, Herr Dr. Jürgen Stohlmann, besonders genannt. Sein ganz besonderer Gruß galt sodann Herrn Dr. Joseph Weier aus Essen, dem langjährigsten Mitglied. Dr. Weier war vor 68 Jahren dem Historischen Verein beigetreten. Dann folgte das Grußwort von Dr. Dominik Schwaderlapp, dem Generalvikar des Erzbischofs von Köln. Generalvikar Dr. Schwaderlapp übermittelte zunächst die Gruß- und Segenswünsche von Joachim Kardinal Meisner, der als Erzbischof von Köln wie seine Vorgänger Ehrenmitglied des Historischen Vereins ist. Kardinal Meisner hatte seine persönliche Teilnahme bereits im Januar 2004 zugesagt, wurde aber daran durch eine Auslandsreise gehindert.

Der Generalvikar, der auch die Glückwünsche des Metropolitankapitels überbrachte, dessen Dompropst Dr. Feldhoff selbst zu den anwesenden Ehrengästen gehörte, ging in seiner Grußadresse zunächst auf die in den Annalen des Vereins behandelten Hauptforschungsthemen ein. Alle Annalenbände von 1 bis 206 (aus dem Bestand der Diözesanbibliothek) waren übrigens in einem Bücherregal neben dem Rednerpult aufgestellt. Sodann ging Dr. Schwaderlapp auf die vollständige Vereinsbezeichnung ein. Er sagte wörtlich: In den vereinsbezogenenen Schriften von Domkapitular Professor Trippen, dem ehemaligen Vorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden, habe ich vom „Kleingedruckten“ erfahren, vom Zusatz zum Vereinsnamen „insbesondere für das alte Erzbistum Köln“. Dieses Kleingedruckte „für das alte Erzbistum Köln“ als Zusatz ist übrigens unserer Erzdiözese gar nicht so wichtig wie Sie vielleicht glauben. Wir gehen nämlich einfach davon aus, dass jeder, der sich mit der Geschichte des nördlichen Rheinlandes befasst, notwendigerweise über das alte Erzbistum Köln arbeitet. Dr. Schwaderlapp betonte auch, dass sowohl das Metropolitankapitel als auch das Historische Archiv des Erzbistums und die Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek institutionelle Mitglieder des Vereins seien. Dr. Schwaderlapp betonte auch die enge personelle Verflechtung des Vereins mit dem Erzbistum Köln. Dies gelte für die Gegenwart, freilich noch mehr für die Vergangenheit. So seien die Hälfte der bisherigen Vereinsvorsitzenden Kölner Diözesanpriester gewesen. Der Generalvikar versicherte, dass die Erzdiözese Köln den Verein auch weiterhin unterstützen werde. (Tatsächlich ist, was in der Rede nicht gesagt wurde, der Druckkostenbeitrag der Erzdiözese zusammen mit jenem des Landschaftsverbandes Rheinland für das Erscheinen der Annalen von konstitutiver Bedeutung.) Prälat Schwaderlapp schloß seine Grußadresse dann mit folgenden Worten: Ich, Ihr korporatives Mitglied über das Domkapitel, und besonders Ihr Ehrenmitglied Joachim Kardinal Meisner wünschen Ihnen für mehr als weitere 150 Jahre erfolgreiches Fortbestehen und Wirken Ihres Vereins. Selbstverständlich wünschen wir Ihnen dabei vor allem Gottes Segen auch für Ihre zukünftigen Aktivitäten und Forschungen.

Im Namen der Landschaftsversammlung Rheinland beglückwünschte deren Vorsitzender, der Landtagsabgeordnete Winfried Schmittges, den Historischen Verein zu seinem 150jährigen Bestehen. Er betonte, dass die heute jährlich, früher entgegen ihrem Namen auch öfter, erscheinenden Annalen vielen Rheinländern die Augen für den historischen Reichtum ihrer Heimat geöffnet hätten.

Das dritte Grußwort sprach Prof. Dr. Manfred Groten, Geschäftsführender Direktor des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn und Vorsitzender der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde. Er betonte die Bedeutung des Historischen Vereins für die kulturelle Identitätsfindung der nördlichen Rheinländer. Nach der Säkularisation und der Machtübernahme zunächst durch die Franzosen, ab 1815 durch Preußen – so führte Professor Groten aus – brauchte der geographische Raum der preußischen Westprovinz, die in dieser Form keine geschichtliche Kontinuität auswies, ein neues, auch historisch begründetes Selbstgefühl.

Den Festvortrag hielt das ehemalige Vorstandsmitglied Prof. Dr. Wilhelm Janssen, der in diesem Jahr in Belgien mit den renommierten Arenberg-Preisen (Prix Duc d´Arenberg) ausgezeichnet worden war und kürzlich den päpstlichen Gregoriusorden erhalten hatte. Thema war „Niederrheinische Landesgeschichte – kölnische Bistumsgeschichte“. Dieser Vortrag behandelte in großartiger Überschau auf verschiedenen Ebenen sein überschriebenes Thema einmal theoretisch, sodann in Anwendung auf Entstehung und Geschichte unseres Vereins und schließlich ging er implizit auch auf die Stellung des Kirchenhistorikers zu Profangeschichte und Theologie ein. Da dieser Festvortrag zwar keineswegs wörtlich, aber in seinen Grundzügen als Aufsatz in der Festschrift zum 150jährigen Vereinsjubiläum enthalten ist, kann hier unter besonderer Betonung des wissenschaftlichen Ranges auf die publizierte Fassung verwiesen werden.

Nach dem Mittagessen im Maternus-Haus, zu dem auf Vereinskosten alle Besucher der Festveranstaltung eingeladen waren, stellte Dr. Ulrich Helbach die von ihm mit Unterstützung des Redaktors der Annalen herausgegebene Festschrift „Der Historische Verein für den Niederrhein 1854-2004“ (= Annalenband 207) vor.

Im Anschluß daran bestand die alternative Möglichkeit zu zwei verschiedenen Besichtigungen. Msgr. Dr. Wilhelm-Josef Schlierf und Dr. Martin Seidler führten durch die Kölner St.-Ursula-Basilika, Frau Dr. Leonie Becks durch die Domschatzkammer. Die Versammlung zum 150jährigen Bestehen unseres Historischen Vereins wurde von insgesamt 130 Mitgliedern und 20 Ehrengästen besucht. Ihr in jeder Hinsicht festlicher und würdiger Charakter wurde durch das „Ensemble für Alte Musik“ der Kreismusikschule Viersen künstlerisch unterstützt. Dafür sei diesem herzlich gedankt.

 

Heinz Finger

Köln

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