Herbstversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Moers und Kamp-Lintfort am 27. September 2006

Die beiden Orte, in denen die Herbstversammlung des Jahres 2006 stattfand, sind in sehr unterschiedlicher Weise in der Geschichte des Rheinlandes gekennzeichnet. Moers war als Zentrum der gleichnamigen, 1707 gefürsteten Grafschaft ein wichtiges Zentrum der evangelischen, genauer reformierten Konfession am Niederrhein. Die 1122 gegründete Zisterze Kamp war das älteste Zisterzienserkloster in Deutschland, von der nicht weniger als vierzehn Tochtergründungen ausgingen, davon fünf in der Zeit vor 1150.

Das Tagungsprogramm des Vormittags fand im Grafschafter Museum statt, das sich im Moerser Schloß befindet. Nach der Eröffnung der Herbstversammlung durch den Vorsitzenden begrüßte Frau Diana Finkele, die Leiterin des Grafschafter Museums, die Anwesenden. Den ersten Vortrag hielt Frau Dr. Margret Wensky vom Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn, die durch die von ihr herausgegebene zweibändige Geschichte der Stadt Moers (Köln u. a. 2000) als Kennerin der Moerser Stadt- und Grafschaftsgeschichte ausgewiesen ist. Ihr hervorragender Vortrag „Moers im Mittelalter“ verband Detailreichtum mit größter Klarheit und wurde begeistert aufgenommen. Das gleiche galt für den folgenden Vortrag von unserem Vorstandsmitglied Dr. Thomas Becker, dem Leiter des Bonner Universitätsarchivs. Der Titel lautete: „Die Reformation in Moers“, ein Thema, zu dessen Bearbeitung Dr. Becker durch seine Arbeiten glänzend ausgewiesen ist. Im Anschluss fand eine Führung durch das Schloss statt, dessen Ursprünge auf die Wasserburg der Grafen von Moers zurückgehen, und das sich von einer um 1200 entstandenen Turmburg über eine Ringbauanlage zu einem frühneuzeitlichen Residenzschloss entwickelt hat. Die Führung leitete Frau Andrea Dierten, die besonders die Zeit der Oranierherrschaft in Moers lebendig werden ließ.

Der Wechsel zum zweiten Ort der Tagung, nach Kamp-Lintfort, fand bereits vor dem Mittagessen statt, und der Nachmittag war einer sehr ausführlichen Führung durch Kirche, Garten und Museum von Kloster Kamp gewidmet. Die ehemalige Zisterzienserkirche, heute Filialkirche innerhalb der Pfarre Kamp-Lintfort, wurde vor allem als Zeugnis für den Wiederaufbau der Abtei, die in Folge der Wirren des Truchsessischen Krieges von 1584 bis 1640 unbesetzt, also von den Mönchen verlassen war, im 17. Jahrhundert betrachtet. Großes Interesse fand auch das Klostermuseum und besonders der weltberühmte, von 1987 bis 1990 wiederhergestellte Terrassengarten. Die Herbstversammlung des Jahres 2006 zeichnete sich gleichermaßen durch interessante Inhalte und angenehmen Verlauf aus.

 

Heinz Finger

Köln

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