Frühjahrsversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Alden Biesen am 12. Mai 2007

Der Ort, an dem die Frühjahrsversammlung des Jahres 2007 stattfand, weist im Rahmen unserer Vereinsgeschichte einige Besonderheiten auf. So liegt Alden Biesen nicht in den Grenzen des in unserem Vereinsnamen genannten „alten Erzbistums Köln“. Im Mittelalter gehörte Alden Biesen – Wallfahrtsort schon vor der Entstehung des Deutschordenshauses im 13. Jahrhundert - zum Lütticher Sprengel, und heute liegt es in der erst 1967 begründeten Diözese Hasselt. Politisch gehört das weiträumige und stattliche Wasserschloß Aldenbiesen (heute im Gebiet der Gemeinde Bilzen) zur 1839 entstandenen belgischen Provinz Limburg, in deren Grenzen vorher überhaupt noch keine Hauptversammlung unseres Historischen Vereins stattgefunden hat. Schließlich war die Frühjahrsversammlung 2007 erst die zweite Hauptversammlung in Belgien überhaupt, die erste hat unter der Leitung von Professor Severin Corsten als Herbstversammlung des Jahres 1987 in Eupen, d.h. in der belgischen Provinz Liège, stattgefunden.

Das Tagungsprogramm war ebenfalls ein besonderes, da eine Vorstandswahl anstand. Bei der Wahl – nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Prof. Dr. Peters und Grußworten der Ortsvertreter – wurde der gesamte bisherige Vorstand geschlossen wiedergewählt. D. h., es ergaben sich keinerlei Veränderungen seit der Vorstandswahl auf der Frühjahrsversammlung in Wachtendonk am 15. Mai 2004.

Den ersten Vortrag mit dem Titel „Der Deutsche Orden im Rhein-Maas-Gebiet“ hielt der Bonner Historiker Prof. Dr. Udo Arnold, ein ausgewiesener, ja wohl gegenwärtig der bedeutendste Kenner der Geschichte des Deutschen Ordens. Professor Arnold gelang es, in seinem Vortrag, sowohl die gesamteuropäische Bedeutung des Ordens als auch seine Verflechtung in die Geschichte des Kölnischen Niederrheins und des Lütticher Maasraums deutlich zu machen. Der zweite Vortrag hatte einen sozialhistorischen Inhalt. Jozef Mertens, der schon als wissenschaftlicher Leiter des Historischen Studienzentrums von Alden Biesen (Kulturzentrum der flämischen Gemeinschaft) unsere Versammlung eingangs begrüßt hatte, sprach über das Thema „Biesen, Ballei von dem und für den Adel aus dem Rhein-Maas-Gebiet“. Sein Vortrag gab u. a. interessante Einblicke in weniger bekannte Aspekte der Geschichte einzelner niederrheinischer Adelsfamilien. Beide Vorträge zeigten deutlich die für das Verständnis der niederrheinischen Geschichte konstitutive Verbindung unserer Region mit den Niederlanden und ganz besonders mit deren südlichem belgischen Teil.

Nachmittagsprogramm war eine sehr ausführliche Führung durch die weitläufige und großartige Gesamtanlage des Landkomptursitzes der ehemaligen Ballei Biesen. Die Führung war erfreulich lebhaft und anschaulich, so dass man einen gewissen Mangel an historischer Genauigkeit verschmerzen konnte. Den Ausklang stellte, wie fast bei jeder Versammlung, eine gemeinsame Kaffeetafel dar.

 

Heinz Finger

Köln

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