Herbstversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Emmerich am 24. September 2008

Emmerich, der Tagungsort der Herbstversammlung des Jahres 2008, ist gewiss eine typisch niederrheinische Stadt. Zum im "Untertitel" unseres Historischen Vereins genannten Erzbistum Köln hat Emmerich interessanterweise (anders als das benachbarte rechtsrheinische Rees und der gesamte linksrheinische untere Niederrhein) zu keinem Zeitpunkt gehört. Es war im Mittelalter Hauptort eines eigenen Archidiakonats in der Diözese Utrecht und in der frühen Neuzeit kam es in Einzugsbereich der "Missio Hollandica". Bisher hatten in Emmerich bereits drei Herbstversammlungen, in den Jahren 1908, 1933, 1972 und eine Frühjahrsversammlung 1983 stattgefunden.

2008 fand die Versammlung im Multifunktions-Saal des "PAN-kunstforum-niederrhein" statt und begann um 10.15 Uhr mit der Eröffnung durch den Vorsitzenden Professor Peters und der Behandlung der – verglichen mit der vorangegangenen Frühjahrsversammlung – relativ umfangreichen Vereinsangelegenheiten. Es waren zwei Vorträge zur Geschichte der Stadt Emmerich vorgesehen. Um 10.45 Uhr begann das Referat von Frau Dr. Ulrike Spengler-Reffgen (Solingen) "Emmerich als geldrische Stadt". In diesem wurde die Zeit vom Beginn der aus der Vogtei über das Martin-Stift entwickelten Landesherrschaft der Grafen von Geldern bis zum stufenweise erfolgten Übergang an Kleve zwischen 1355 und 1402 dargestellt. Der zweite Vortrag beschäftigte sich mit der klevischen Epoche der Stadt, d.h. mit den beiden Jahrhunderten vom endgültigen Übergang an Kleve bis zum Aussterben des klevischen Herzoghauses im Jahre 1609. Referent war Dr. Wolf-Rüdiger Schleidgen (Düsseldorf). Der Titel dieses Vortrages war: "Die Herzöge von Kleve und ihre 'Hauptstadt' Emmerich 1402-1609". Es wurde u.a. erklärt, wie das recht spät erworbene Emmerich (wie zwei weitere ursprünglich nicht-klevische Städte) zu einer der sechs "Hauptstädte" des Herzogtums werden konnte. Beide Vorträge zeichneten sich gleichermaßen durch hohes wissenschaftliches Niveau, durch Anschaulichkeit und Verständlichkeit auch für Nicht-Fachhistoriker aus.

Am Nachmittag standen zwei sehr eigenständige und thematisch unverbundene Besichtigungen auf dem Programm. Die erste war der Besuch des Rheinmuseums mit seinen interessanten Exponaten zur Schifffahrtsgeschichte. Diese beleuchteten auch die wirtschaftliche Bedeutung von Emmerich, die schon in geldrischer Zeit nicht gering war und später die Stadt zu einer der wohlhabendsten im Herzogtum Kleve machte. Eindrucksvoll konnte die Blüte der Rheinschifffahrt im 17. Jahrhundert zur Zeit des Hafenbaus um 1660 erfahren werden wie auch die neue Blüte zu Beginn des Zeitalters der Dampfschifffahrt im 19. Jahrhundert. Nach der wirtschafts- und technikhistorischen Besichtigung des Museums erfolgte die der Martini-Kirche mit ihrem reichen Kirchenschatz, der den alten Rang der ehemaligen Stifts- und Archidiakonatskirche erkennen lässt. Den Abschluss der Herbstversammlung bildete das traditionelle gemeinsame Kaffeetrinken, das freilich einer seit Jahren aufkommenden Tendenz entsprechend nur noch einen relativ kleinen Teil der Versammlungsteilnehmer zusammenführte. Auf Grund der historischen Bedeutung Emmerichs wird die fünfte Vereinsversammlung nicht die letzte in dieser interessanten Stadt gewesen sein.

Köln

Heinz Finger

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