Herbstversammlung in Krefeld-Linn am 18. September 2013

Die letzte Tagung des Historischen Vereins in Krefeld-Linn liegt 40 Jahre zurück. 1973 trafen sich die Vereinsmitglieder an dem historischen Ort, dessen erste schriftliche Spuren auf die Zeit 1090/1120 zurückgehen. Die Linner Herrschaft wechselte infolge zwischen den Klever Grafen und dem Kölner Erzbischof. Um 1300, kurz vor der Stadterhebung durch die Klever Grafen, existierte eine Pfarre, die vermutlich an eine um 1000 errichtete Kapelle anknüpfte. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde die Anlage zur klevischen Landesburg mit Ringmauer, Tor- und Ecktürmen ausgebaut. Ende des 14. Jahrhunderts befanden sich Burg, Stadt und Amt endgültig in kurkölnischem Besitz. Gut ein Jahrhundert später wurden Stadt, Burg und Vorburg mit fünf Bastionen zu einer Festungsanlage zusammengefasst. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1702 zerstört, ging die Burg Anfang des 19. Jahrhunderts in privaten, 1926 in städtischen Besitz über. Vier Jahre später richtete die Stadt, nachdem der Stadtteil Linn 1901 eingemeindet worden war, in der Burg ein Heimatmuseum ein. Der Grundbestand des 1975 eingerichteten Deutschen Textilmuseums, das sich am Andreasmarkt in unmittelbarer Nähe zur Burg befindet, geht auf die 1855 gegründete „Crefelder Höhere Webeschule“ zurück.

Der Vereinsvorsitzende Herr Prof. Dr. Heinz Finger begrüßte die 65 Teilnehmer nach Anreise in herbstlichem Wetter in der Museumscheune der Burg, in der die Vorträge stattfanden. Einem kurzen Überblick zum Sachstand des nächsten Annalen-Bandes durch den Berichterstatter schloss sich das Referat von Herrn Dr. Thomas P. Becker (Leiter des Universitätsarchivs Bonn) über die „Wittelsbacher Kurfürsten von Köln“ an. Dr. Becker stellte mit Blick auf den Regierungsantritt des Kölner Kurfürsten Ernst von Bayern (1583) die erbrechtlichen Voraussetzungen und Interessen des Fürstenhauses heraus, die Bayern den „Weg nach Köln“ einschlagen ließ. Er zeigte die machtpolitischen Verflechtungen und die geschickte Diplomatie des Hauses auf, welche die rheinische Sekundogenitur des Hauses Bayern bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts absicherten. Der zweite Vortrag von Herrn Dr. Christoph Reichmann (Direktor des Museums Burg Linn) führte zu einem frühmittelalterlichen Thema, nämlich zur Ansiedlung der fränkischen Stammesgruppe der Salfranken in Toxandrien, dem heutigen nördlichen Brabanter Raum (siehe den ersten Beitrag in diesem Band).

Nach dem Mittagessen in der Museumsscheune folgten Führungen durch die stadt- und regionalhistorische Ausstellung des Museums Burg Linn (Dr. Reichmann) sowie durch das benachbarte Deutsche Textilmuseum. Hier informierten die Direktorin Frau Dr. Annette Paetz gen. Schieck und ihre Mitarbeiterinnen über die Präsentation „Der Kinder bunte Kleider“. Sie widmete sich europäischer Kinderkleidung aus unterschiedlichen thematischen Perspektiven und stieß bei den Mitgliedern, vielfach auch aufgrund eigener Erinnerungen, auf große Resonanz.

Die gelungene Tagung endete mit der traditionellen gemeinsamen Kaffee- und Kuchentafel in der Museumsscheune.

Krefeld,

Olaf Richter

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