Frühjahrsversammlung am 30. Mai 2015 in Essen

An der Frühjahrstagung 2015, die am 30. Mai in Essen stattfand, nahmen knapp 50 Personen teil. Die beiden Vorträge, auf die im Folgenden kurz eingegangen wird, fanden im Vortragssaal des Stadtarchivs statt, das zugleich das „Haus der Essener Geschichte“ ist. Somit hatten die Teilnehmer vor Beginn der Veranstaltung Gelegenheit, die dortige neue und überaus gelungene Ausstellung zur Entwicklung der durch die Kruppwerke geprägten Großstadt im späten 19. und 20. Jahrhundert zu besuchen.

Nachdem der Gastgeber und Leiter des Hauses, Herr Dr. Klaus Wisotzky, die Anwesenden begrüßt hatte, wurden die Vereinsregularien durch den Vorsitzenden, Herr Prof. Dr. Heinz Finger, durchgeführt.

Es folgte zunächst der Vortrag von Frau Dr. Ute Küppers-Braun über die Rekatholisierung nordwestdeutscher Frauenstifte. Dabei stand die vermutlich mit den meisten Pfründen im Reich versehene Stiftsfrau Maria Clara von Spaur (um 1590–1644) im Mittelpunkt. Dies ist von besonderer Bedeutung, da das Leben der Fürstäbtissin des kaiserlich-freiweltlichen Frauenstifts Essen gerade in die Zeit der tridentinischen Reformen und der damit verbundenen Kritik an der Pfründenhäufung fiel. Küppers-Braun arbeitete mithilfe der Gegenüberstellung der Äbtissin von Elten, Vreden und Borghorst, Agnes von Limburg-Stirum, heraus, dass die beiden Frauen zwar das gleiche Ziel, nämlich die Rekatholisierung verfolgten, solches aber auf unterschiedlichen Wegen taten. Einerseits (von Limburg-Stirum), indem tendenziell eher der Charakter des freiweltlichen Stiftes oder, wie bei von Spaur, infolge der Abhängigkeit von geistlichen Beratern eher ein kirchliches Verständnis des Amtes intendiert wurde. Letzteres berührte angesichts zukünftiger Besetzungen wiederum die Versorgungsinteressen des nordwestdeutschen (Hoch)-Adels.¹

Prof. Dr. Reimund Haas referierte über seine Untersuchungen zur 400-jährigen Auseinandersetzung um das Visitationsrecht zwischen den Stiftern Essen und Rellinghausen und den Kölner Erzbischöfen.² Nach einem Überblick zu der Visitationsgeschichte in der auf das Tridentinum folgenden Zeit und deren Reflexion in der Literatur widmete Haas sich seiner Fragestellung für die drei Jahrhunderte, die dem Tridentinum vorangingen. Er zeigte die Anlehnung der Essener Äbtissin Berta von Arnsberg an den Papst um Mitte des 13. Jahrhunderts auf, wodurch sie sich generell um die Exemtion des Stifts und damit auch um die Ausnahme von der Visitation bemüht hatte, die also bereits damals umstritten war. Ähnlich sah es dann Anfang des 14. Jahrhunderts zur Zeit des Kölner Erzbischofs Heinrichs von Virneburg aus, der vermutlich seinen Anspruch auf die Visitation auch nicht durchsetzen konnte. Schließlich zeigte die landesherrliche Visitation der Stadt Essen durch den jülich-klevischen Herzog Johann III. im Jahr 1533, dass die früheren Verhältnisse kontinuierlich bestanden und somit die Fragen von Visitationsrecht und Send ein dauerhaft umstrittenes Problem des kirchlichen Lebens geblieben sind.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant, das die Teilnehmer wegen des Platzregens nur mit Regenschirmen erreichen konnten, standen exzellent dargebotene Führungen durch Dom und deren Schatzkammer auf dem Programm. Mit dem gemeinsamen Nachmittagskaffee in der Essener Innenstadt klang diese gelungene, wie stets auch zu vielen Gesprächen und Begegnungen anregende Tagung aus.

Krefeld,
Olaf Richter

 

¹ Eine Ausarbeitung des Beitrags von Frau Dr. Küppers-Braun ist erschienen in: Vom Stift Essen zum Ruhrbistum. Festgabe zum 75. Geburtstag von Hans Jürgen Brandt, hrsg. v. Jürgen Bärsch und Reimund Haas (Theologie und Hochschule 4), Münster 2013, S. 63–88.
² Die Forschungsarbeit wird in den Essener Beiträgen zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 128, 2015 erscheinen.

 

zur Übersicht