Herbstversammlung am 7. Oktober 2015 in Königswinter
Die diesjährige Herbsttagung fand im Siebengebirgsmuseum in Königswinter statt. Über 60 Teilnehmer, Mitglieder wie Nichtmitglieder, fanden sich am 7. Oktober 2015 in dem reizvollen Rheinstädtchen ein. Der Anlass, nach 134 Jahren wieder in Königswinter am Fuße des Siebengebirges zu tagen, war der in dieses Jahr fallende 1000. Jahrestag der Erst- nennung der heutigen Stadt. Denn mit einer am 25. Februar 1015 ausgestellten Urkunde überließ Kaiser Heinrich II. dem Bonner Nonnenkloster St. Petrus zu Dietkirchen ein Landgut im heutigen Königswinter.
Die Tagung, die auch in der Ausgabe des Bonner Generalanzeigers am folgenden Tag breite Resonanz fand, begann mit einem kurzweiligen Grußwort seitens des Bürgermeisters Peter Wirtz und der Begrüßung durch den Vorsitzenden Prof. Dr. Heinz Finger, der zügig die erforderlichen Regularien erledigte, sodass der Vortrag von Prof. Dr. Rudolf Schieffer pünktlich beginnen konnte. Der Mediävist widmete sich mit kenntnisreicher wie nüchterner Quellenkritik vor dem Hintergrund des angesprochenen Jubiläums der Frage, was die Urkunde von 1015 aus Sicht der Forschung bedeutet. Es folgte ein facettenreicher Vortrag von Elmar Scheuren, dem Direktor des Siebengebirgsmuseums. Er thematisierte Spuren und Relikte der „Erinnerungslandschaft“ des Siebengebirges, an welcher sich die stetig verändernden Wechselwirkungen von Natur und Kultur in besonderer Weise aufweisen lassen.
Ansicht von Königswinter und Drachenfels; Farblithographie, August Karstein 1864. (Siebengebirgsmuseum / Heimatverein Siebengebirge, Königswinter)
Das Museumsfoyer im Neubau des Siebengebirgsmuseums. (Foto: Siebengebirgsmuseum – Mark Wohlrab)
Das historische Gebäude des Siebengebirgsmuseums aus dem Jahr 1732. (Foto: Siebengebirgsmuseum)
Die Landschaft gab nicht zuletzt seit der Romantik eine hervorgehobene Projektionsfläche für verschiedene gesellschaftliche Deutungsmuster ab, für Emotionen wie für Mythen, die dann auch bald politisch vereinnahmt worden sind. Deshalb plädierte Scheuren dafür, auch „Landschaften“ die Qualität von Erinnerungsorten zuzusprechen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das in einem Hotel mit Rheinblick eingenommen wurde, schloss sich eine Stadtführung an, die zur Talstation der Zahnradbahn führte. Die Bergfahrt brachte die Teilnehmer zum Schloss Drachenburg, das der Bonner Baron Stephan von Sarter in den 1880er-Jahren erbauen ließ. Von dort war bei sehr gutem Wetter ein eindrucksvoller Blick in das Rheintal zu genießen. Nach einer einstündigen Führung, die vielerlei Eindrücke von der ehemaligen Wohnkultur und Innenarchitektur des Schlosses vermittelte, kehrte die Gruppe zum Abschluss der Tagung zur gemeinsamen Kaffeetafel in die Räume des dortigen Restaurants ein.
Krefeld,
Olaf Richter